Als Frau mit dem Motorrad verreisen?

Wie viele Menschen verbinde ich mit Motorradfahren ein Gefühl von Freiheit, Naturverbundenheit und enormen Fahrspaß. Ich kann mir kaum etwas Schöneres vorstellen, als mit dem Bike auf einer kurvenreichen Straße durchs Gebirge zu fahren oder irgendwo im Niemandsland über eine Schotterpiste zu holpern. Beim Motorradfahren spürst du die Natur um dich herum sehr intensiv – jede Windböe, frostige oder schweißtreibende Temperaturen und die frische Meeresluft, wenn du eine Küstenstraße entlang fährst.

Historisch gesehen haben tatsächlich vorwiegend Männer dieses Hobby betrieben. Seitdem es Motorräder gibt, gab es jedoch auch Frauen, die dieser Leidenschaft nachgegangen sind. Eine der Motorrad-Pionierinnen war zum Beispiel Gertrude Eisenmann.  Sie gewann einige Fernfahrten, unter anderem auch die Fahrt von Eisenach nach Berlin und wieder zurück nach Eisenach im Jahre 1905. Für Gertrude war Motorradfahren als Frau etwas ganz Normales. Sie hatte zu diesem Thema einmal gesagt: „Es wundert sich doch niemand darüber, wenn eine Ente schwimmt“.

Mich haben schon einige Männer gefragt, ob ich mit meiner relativ zierlichen Statue (wiege etwas über 50kg bei knapp über 1.60m) das Motorrad überhaupt in die Kurve legen könne. Das ist natürlich gar kein Problem. Sobald das Motorrad erstmal richtig rollt, lässt es sich fast so einfach lenken wie ein Fahrrad. Einzig beim Anfahren, Stoppen oder Rangieren merkt man das Gewicht der Maschine und muss darauf achten, dass die Maschine immer schön aufrecht ist, um zu verhindern, dass sie umfällt. Viele Motorräder wiegen 200-300kg oder sogar mehr. So eine Maschine alleine wieder aufzustellen, ist tatsächlich sehr schwierig. Allerdings nicht nur für Frauen, sondern auch für viele Männer. Aber glücklicherweise helfen dir viele Menschen, wenn du tatsächlich mal dein Bike umgeworfen haben solltest.

Aus meiner Sicht spricht also nichts dagegen mit dem Motorrad als Frau zu verreisen. Im Gegenteil – da die Menschen in vielen Ländern von Motorradreisenden beeindruckt sind, kommst du viel schneller mit den Einheimischen ins Gespräch. Du bist auch nicht an öffentliche Verkehrsmittel gebunden und kannst dadurch ganz andere, individuellere Routen nehmen, siehst andere Dinge und erlebst einfach eine andere Reise. Für mich ist es die schönste Art zu verreisen!

Wenn du auch schon mal überlegt hast, den Motorrad-Führerschein zu machen, muss ich dich allerdings warnen – Motorradfahren kann wirklich süchtig machen! 🙂

Falls du noch überlegst, welches Motorrad das Richtige für dich ist und du so wie ich eher kleiner bist, ein paar Tipps in diesem Artikel: Welches Reisemotorrad für kleine Frauen?

Ein Buch, das mich bei den Vorbereitungen für meine Panamericana Motorradreise sehr inspiriert hat, ist das Buch Vollgas: Eine Frau, ein Motorrad, 20.000 Meilen Abenteuer von Lois Pryce – einer Engländerin, die alleine die Panamericana mit ihrem Motorrad gefahren ist. Vielleicht ermutigt es auch dich, dich einfach in den Sattel zu schwingen und loszufahren.

Alaska, Dalton Highway

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