Welches Reisemotorrad für kleine Frauen?
Vor meiner Panamericana-Motorradreise stand ich vor 2 größeren Problemen. Zum einen hatte ich keinen Motorradführerschein und zum anderen kein Motorrad. 🙂 Das Problem mit dem Führerschein hatte sich nach etwa 8 Wochen Fahrschule, einem Fahrschulwechsel und so einigen verzweifelten Momenten, in denen ich schon Plan B und C ausgeheckt hatte, erledigt und ich war stolze Besitzerin eines offenen Führerscheins der Klasse A.
Wie du dir vielleicht vorstellen kannst, hat sich die Wahl des richtigen Reisemotorrads mindestens genauso lange hingezogen. Und das nicht nur, weil ich ohne Führerschein eh kein Motorrad hätte kaufen bzw abholen können. 🙂
Für längere Reisen auf unbefestigten Straßen abseits der Touristenroute eigenen sich die sogenannten Reise-Enduros am besten. Sie sind ein guter Kompromiss aus reinen Enduros, die für unbefestigtes Gelände optimiert sind, aber an denen du nur schlecht Gepäck befestigen kannst und normalen Tourern, die für lange Touren und Reisen ausgelegt sind, aber leider im Gelände versagen.
Da im Gelände Federweg und Bodenfreiheit eine wichtige Rolle spielen, sind leider auch die Reise-Enduros nicht gerade niedrig. Dies ist bei meinen 1,62m ein echtes Problem. Schließlich möchte ich mich nicht an jeder Ampel bzw. bei jedem Stop hinlegen oder vorher abspringen müssen. Es hört sich zwar komisch an, aber ich habe tatsächlich Motorradschuhe mit Absatz ausprobiert, um besser am Boden anzukommen. Aber auch das hat nicht geholfen – ich bin mit den High heels nur umgeknickt. Zu meinem großen Glück bin ich letztendlich doch noch fündig geworden und habe mir schließlich eine BMW F650 GS gekauft.
Die Maschine war tiefergelegt, was mir sehr entgegen kam, da ich zu Beginn noch sehr unsicher war. Aber nach etwa 2 Monaten habe ich sie auf Normalhöhe umbauen lassen, da ich ständig mit den Fußrasten auf dem Asphalt gekratzt hatte und des Öfteren auch aufgesessen bin. Mit der normalen Höhe (820 mm) war dies jedoch passé und ich hatte richtig viel Spaß mit dem Motorrad! Wenn dir die normale Höhe noch zu hoch ist, dann würde ich dir empfehlen, erstmal eine niedrige Sitzbank auszuprobieren. Damit kannst du die Sitzhöhe nochmals um etwa 3 cm verringern (790 mm). Die Möglichkeit der Tieferlegung hat man natürlich immer.
Weitere Vorteile dieses Motorrads sind die lange Reichweite und der geringe Benzinverbrauch. Im Schnitt verbrauchte meine alte BMW F650 GS BJ 2004 etwa 3 Liter auf 100km und hatte eine Reichweite von über 400km. Meine neue Maschine (Baujahr 2012) verbraucht aufgrund der besseren Leistung etwas mehr – jedoch liegt der Wert immer noch bei knapp unter 4 Liter auf 100km. Das finde ich OK.
Ansonsten ist die F650GS sehr robust. Obwohl ich mit der Maschine erst während der Reise Offroad fahren übte und sie dementsprechend oft hingeworfen hatte, ist abgesehen von normalen Verschleißerscheinungen recht wenig kaputt gegangen. Nur einmal hat der Lüfter nach einer Sandpassage versagt und die Wasserpumpe hat nach etwa 35.000km ihren Geist aufgegeben.
Ich war aber dennoch so von der Maschine begeistert, dass ich mir jetzt nach der großen Reise wieder eine F650 GS gekauft habe. Falls du das gleiche Problem hast wie ich und nicht zu den Riesen gehörst, dann kann ich dir die Maschine für die Reise nur empfehlen!
Der einzige kleine Minuspunkt ist für mich das Gewicht von knapp 200 kg (vollgetankt). Das ist zwar für eine Reise-Enduro wenig, aber alleine ins Gelände möchte ich damit nicht gehen, da ich die Maschine aus eigener Kraft nicht aufgestellt bekomme, falls ich sie mal ablege. Aber was soll’s – man kann nicht alles haben. Falls doch, sag mir unbedingt bescheid! 🙂
Ein paar weitere Bilder zu der Panamericana-Tour findest du hier: Link
Warst du schon mal mit Moped/Motorrad auf Reisen? Welche Maschine gefällt dir am besten?
Genau der richtige Artikel für mich 😉 ! Bin sogar 3cm kleiner als du und spiele seit Kurzem mit dem Gedanken den Motorradführerschein zu machen. Danke für die Infos!
Moin Dobrena, mit der tiefergelegten Sitzbank passt dir die Maschine bestimmt! Wenn du magst, kannst du gerne mal zum „Probesitzen“ vorbeikommen. Motorradfahren hat auf jeden Fall Suchtpotential 🙂
Hallo,
schöner Artikel. Ich hatte mit 1,60 auch so meine Probleme, ein nettes Mopped zu finden. Nach einer Ducati Monster 750 aus 2000, die in der Stadt leider eine richtige Zicke war, fahre ich nun eine Yamaha XJ600N aus 1995, die für meine Größe super ist und sich richtig angenehm fährt (fahre keine Reisen damit, daher war so eine Nackte für mich ok).
Zum Thema umgefallenes Mopped aufrichten: Ich hatte bislang nur einen Umfaller und das war direkt in der Fahrschule. Die Yamaha XJ6, die ich dort gefahren bin, wiegt vollgetankt 210 kg. Ich hatte passenderweise nur ein paar Tage vorher Youtube-Videos gegoogelt, wie man ein Motorrad wieder aufrichtet, und konnte das frisch „Gesehene“ dann direkt erproben. 🙂 Es ist wirklich eigentlich nicht schwer, wenn man die richtige Technik hat. Am meisten geholfen hat mir damals ein Video einer zarten Frau, die auf einer Messe für Showzwecke eine Harley aufrichtet. Die dürfte wesentlich mehr als 200 kg gewogen haben. Die Technik war: Man stellt sich mit dem Rücken zur Sitzbank, geht in die Knie, sucht sich für die Hände zwei gute Punkte (hinten am Rahmen der Machine, vorn am Lenker) und drückt (!) die Maschine dann hoch, indem man sich aus der Hocke aufrichtet. Man hat die Maschine dann quasi hinter sich und kann den Rücken die ganze Zeit gerade lassen. Die Maschine dann mit Po/Hüfte abstützen, vorsichtig umdrehen (Hand hinten weg, andere Hand am Lenker greift zum anderen Griff, zweite Hand von hinten auch an den Griff). Fertig. Wenn man die Maschine auf die linke Seite geschmissen hat, ist es am einfachsten, dann Ständer raus und gut ist. Hat man sie auf die rechte Seite geworfen, ist es etwas schwieriger, weil ja kein Ständer da ist. Dann am besten aufsitzen, Ständer normal mit dem Fuß raus und wieder runter.
Google mal nach Youtube-Videos. Ich habe das nur einmal geübt (üben müssen – an der Fahrschul-Maschine, s.o.) und fand es dann überraschenderweise wirklich easy. Halt nur, wenn man weiß, wie es am besten geht.
So, kleiner Tipp am Rande.
Ganz viele Grüße,
Claudia
Hallo Mädels,
alles tolle Berichte. auch ich hatte ähnliche Start-Schwierigkeiten mit Fahrschullehrer….mit Anmerkungen nicht nur auf meine Größe sondern auch das Alter….dann klappte es mit keiner MAschine so richtig.
Bis mein Freund die Idee hatte mit der Fahrschule erst dann weiter zu machen, wenn wir die richtige MAschine gefunden haben! Und das taten wir: KTM 1 Zylinder Duke 690. Diese haben wir um 5 Centimeter tiefer legen lassen und der Hammer – sie wiegt gerade 150 kg!!!!
Ich habe Spaß mit ihr, habe meinen Führerschein mit ihr gemacht und jetzt bin soweit, dass ich auf 750 Harley umsteigen möchte!
Möchte allen Mut machen – Motorrad fahren macht Mega-Spass – egal wie groß oder klein 🙂 und egal wie alt!!!