Besuch der Silberminen von Potosi

In Uyuni regnete es weiterhin wie aus Gieß­kan­nen, so dass ich versucht war der Regenzeit zu entfliehen und direkt über La Paz nach Peru weiter zu reisen. Jedoch hätte ich dann die berühmten Silberminen von Potosi verpasst. Ich verwarf also den Gedanken und nahm am nächsten Morgen den Bus nach Potosi. Potosi liegt etwa auf 4000m Höhe und ist damit eine der höchstgelegenen Großstädte der Welt.

Nach der obligatorischen Suche nach einem Hostel, buchte ich eine Besichtigungstour zu den nahegelegenen Minen, in denen noch heute Silber und Zink abgebaut werden. Da der Besuch der Minen gefährlich sein kann, wählte ich eine Agentur, die keine Sprengungen vorführt, da dies neben den allgegenwärtigen Einstürzen noch ein weiteres Risiko darstellt. Ich wurde von dem Guide über alle möglichen Gefahren aufgeklärt und musste unterschreiben, dass ich selbst dafür verantwortlich bin, wenn ich mich verletze oder gar umkommen sollte. Ein etwas mulmiges Gefühl hinterließ dies schon, aber wie heißt es so schön: no risk, no fun!

Am nächsten Morgen um 8 Uhr begann die Tour. Ich war sehr überrascht als Horst, ein deutscher Motorradreisender den ich aus Cusco kannte, auch unter den Teilnehmern der Besichtigungstour war. So klein ist die Welt! Wir bekamen Schutzkleidung zu Beginn der Tour inklusive Helm, Stirnlampe und Gummistiefel und fuhren dann zum Miners Market, um dort Geschenke für die Minenarbeiter zu kaufen. Auf dem Miners Market bekommt man alles, was für die Arbeit unter Tage notwendig ist. Ich kaufte etwas Dynamit und Koka-Blaetter als Mitbringsel und weiter ging’s zum Berg Cerro Rico, an dessen Fuße sich die Minen befinden.

Miners Market in Potosi, Bolivien

Die Gänge in die Mine hinein waren extrem eng und nach kurzer Zeit mussten wir uns im Entengang bzw. auf Knien vorwärts bewegen, da die Schächte so niedrig waren. Die stickige, verstaubte Luft und die hohen Temperaturen (ca.35. Grad) machten die Fortbewegung nicht gerade einfacher. Nach kurzer Zeit trafen wir die ersten Minenarbeiter bei ihrer Arbeit. Sie räumten den Gang von kurz vorher geschehenen Einstürzen frei. So gut wie keiner von ihnen trug irgendwelche Schutzkleidung, wie Atemmasken oder ähnliches. Es war unvorstellbar wie die Arbeiter unter diesen Bedingungen über Jahre hinweg schwer körperlich arbeiten konnten. Viele der Arbeiter sterben allerdings an den Folgen dieser Tätigkeit – z.B. an Staublunge oder durch Unfälle bei Explosionen oder Einstürzen. Wir drangen immer tiefer in die Mine ein und übergaben unterwegs den Arbeitern die Kokablätter und das mitgebrachte Dynamit. Auf dem Rückweg besuchten wir dann noch ‚Tio‘, den Gott der Unterwelt, der von den Minenarbeitern sehr verehrt wird. Ich war ziemlich erleichtert, als wir nach etwa 2 Stunden die Minen wieder verließen, da mir der geringe Sauerstoffgehalt in der Mine das atmen sehr erschwert hatte. Ingesamt war die Besichtigung jedoch sehr beeindruckend und eines der Highlights der bisherigen Reise!

Active Mine in Potosi, Bolivien

 

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