Athen und eine Rückfahrt mit Hindernissen

Die Sonne strahlte und das Thermometer erreichte bereits kurz vor Mittag fast 35 Grad. Glücklicherweise hatte ich eine etwas luftigere Motorrad-Jeans an, aber stehenbleiben bei den Temperaturen galt es dennoch zu vermeiden. Die Straße aus Delphi schlängelte sich durch die Berge bis wir ins Einzugsgebiet von Athen kamen. Wir hatten es also geschafft! Nach ca. 2500 km waren wir am Ziel der Reise angekommen!

Die anfängliche Euphorie verblasste jedoch sobald ich mein Motorrad in der Nähe der Akropolis in der Fußgängerzone geparkt hatte. Mein Nummernschild war weg! Ich hatte morgens nicht nach dem Schild geschaut, aber die Wahrscheinlichkeit war groß, dass sich in Delphi jemand einen Spaß erlaubt hat. Dort stand mein Bike nachts unbewacht auf der Straße. So ein Mist! Und was nun? Erstmal beschlossen wir, uns wie geplant die Akropolis anzuschauen und danach nach einer Lösung zu suchen.

Wir folgten also den Menschenmassen zu dem Wahrzeichen der Stadt und waren positiv überrascht, dass wir die Motorradklamotten in einer Gepäckaufbewahrung vor dem Eingang abgeben konnten. Mit Hunderten anderen Touristen stiegen wir die Steintreppen zur Akropolis hoch. Die Säulen von so nahem zu sehen, war schon beeindruckend! Auf der anderen Seite war die Stätte eine große Baustelle mit vielen Kränen und Gerüsten. Ich brauchte schon eine ganze Weile bis ich tatsächlich ein halbwegs gutes Foto geschossen hatte (siehe oben).

Athen Athen Athen

Nach der Besichtigung setzten wir uns in ein Eiscafé mit Wifi, um nach einer Lösung für das geklaute Nummernschild zu suchen. Ich erfuhr, dass ich in Deutschland ohne Nummernschild keinen Meter weiterfahren dürfte, sondern das Motorrad abstellen müsste, um ein Nummernschild zu organisieren. Das geht halt nicht so einfach, wenn man ausgerechnet in Athen ist! Die Frage war nun, ob ich zur Polizei gehen soll oder nicht. Meine Befürchtung war, dass die mich dann gar nicht mehr weiterfahren lassen. Aber nach einem Telefonat mit dem ADAC habe ich mich überzeugen lassen, dass eine polizeiliche Meldung doch das Richtige ist. Mit dem geklauten Nummernschild könnten Straftaten ausgeübt werden, was mir noch größere Probleme bescheren könnte.

Also machten wir uns auf zur Polizeistation, was ein Abenteuer für sich war. Mit der freundlichen Hilfe zweier griechischer Herren und dem Navi hatten wir die Polizeistation dann auch in endlicher Zeit gefunden. Der Polizeibeamte war anfänglich etwas skeptisch, als ich ihm die Story erzählte. Er ließ erstmal prüfen, ob ich nicht falsch geparkt hatte. Anscheinend ist es in Griechenland üblich, dass die Polizei Falschparkern einfach das Nummernschild abbaut. Dieser Verdacht hatte sich aber nicht bestätigt (obwohl dies natürlich gut hätte sein können 🙂 ). Der Polizeibeamte wurde daraufhin etwas freundlicher und stellte mir eine Bestätigung aus, dass mein Nummernschild abhanden gekommen ist. Er meinte dies wäre gar kein Problem und wünschte mir noch eine gute Weiterreise.

Wir fuhren also ohne Nummernschild wieder zurück nach Delphi zu unserem Hostel und gingen bei einem guten Glas griechischen Wein alle möglichen Optionen durch. Das größte Problem waren die geplanten Grenzübergänge nach Albanien, Montenegro, Bosnien und Kroatien. Nach langem hin und her beschlossen wir das Risiko ohne Nummernschild den Schengen-Raum zu verlassen nicht einzugehen. Mit ein paar „Spenden“ wären wir zwar bestimmt durchgekommen, aber darauf hatte ich auch keine Lust. Also gab es nur noch die Option über Bulgarien und Rumänien zu fahren (hier sind die Grenzen schon offen) oder die Fähre von Griechenland direkt nach Italien zu nehmen.

Die Tour über Romänien wäre eine Monstertour geworden, da ich nur noch 1 Woche Urlaub hatte. Daher buchten wir spontan die Fähre von Patra nach Venedig und hatten nun sogar noch ein paar Tage mehr Zeit in Griechenland. Um Diskussionen an der Fähre zu vermeiden, habe ich mir vorsichtshalber noch ein „Ersatznummernschild“ gebastelt. Leider gab es nur einen Schwarz-Weiß-Drucker im Hostel, sonst wäre es noch besser geworden! 🙂

Ohne Nummernschild Motorrad

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4 comments

  • TheHikingHighHeel 6. Oktober 2014   Reply →

    Hahaha, die Idee mit dem gedruckten Schild ist geil! Irgendwie passt es voll gut zu diesen Breitengraden 😉 – da macht Not erfinderisch. Tolle Bilder von Athen!

  • reise-junkie 7. Oktober 2014   Reply →

    Irgendwie scheint es immer eine gute Lösung zu geben! 🙂 Irgendwie beruhigend…

  • faccimarco 25. Oktober 2015   Reply →

    Tja, schöner Artikel, ist mir in Norwegen auch schon so ergangen, allerdings hatte ich etwas mehr hin und her auf dem Polizeiposten bis mich die Beamten weiterfahren liessen.
    http://www.blindschleiche.ch/2015/07/nummernschild-im-ausland-verloren/
    Irgendwie kommt man aber meistens weiter und man kann die Heimreise doch auf die eine oder andere Art noch antreten.

  • Traveling Rider 25. Oktober 2015   Reply →

    Hey Marco, die Erfahrung habe ich auch gemacht – es gibt immer eine Lösung! 🙂 Um zukünftig vorzubeugen habe ich nun übrigens mein Nummernschild mit Schrauben gesichert. VG, Carmen

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